Heil - Galsan Tschinag

 Wir haben halt nicht die Kirche über uns, sondern den Himmel, und ein jeder betet zum Himmel, zu den Bergen. dem Altai ... Ej baj Aldajm
 Heil - das ist wahrscheinlich der natürliche Zustand des Lebewesens. Auch wenn das nür Gräser sind - Gräser, die so wachsen, wie normale Gräser auf der Wiese zu wachsen haben. Die Menschen sind ja auch Gräser einer bestimmten Wiese. Ihnen den normalzustand zurückgeben, das ist Heilen nach unserem Verständnis. Die sache braucht den ganzen Menschen. Den Menschen ganz, heil kriegen und somit selbstsicher. Wenn Gräser wachsen, glaube ich, denken sie nicht daran zu wachsen. Sie wachsen einfach. In dem Augenblick, in dem sie anfange würden zu denken, würde das wachsen ihnen schwerfallen. So ist ja auch unser Leben. Also, entweder lebe ich, oder ich denke daran, wie ich lebe. In dem Augenblick, in dem ich anfange zu denken, ob mein Leben gut oder schlecht sei, das ist dann schon ein belastetes Leben. Einfach das Gras wachsen lassen, den Menschen leben lassen, ihm dazu die Freiheit lassen. Ich kann dazu nur so viel sagen. Nicht mal wissen, dass ich lebe. Einfach da sein.

 ( Galsan Tschinag, Der Singende Fels, Unionsverlag)